DICKE BRUMMER UND SCHNELLE FLITZER
Scuderia GT Freunde – zu Besuch beim „Abschleppkönig“
Thomas Gerhofer und ich (Jonas Loebe), wir kennen uns nun schon seit ewigen Zeiten, die in Jahren zu zählen uns nur an unser Methusalem-Alter erinnern würde. Also sprechen wir nie über sowas.
All diese Jahre haben uns gelehrt, daß ausnahmslos jeder im Laufe seines Lebens unendlich viele Höhen und Tiefen zu meistern hat. Das erzählt man tunlichst nicht den Kindern, für die die Zukunft noch der reinste Märchenwald scheint.
Thomas hat einen Traum wahr gemacht: er hat eine der weltweit besten OFFICINE AUTORIZZATE für die faszinierendsten Automobil-Ikone aller Zeiten aufgebaut, die Scuderia GT!
Eine der schönsten Erfahrungen dazuzugehören ist, wo immer man reist, überall auf Bewunderer und echte Freunde zu treffen.
Ich komme gerade von den Nordlichtern zurück, über die ich 1986 in einer Studie für Dottor Luca Matteoni, damals die ein-Personen-Marketing-Abteilung in Maranello, ausgeführt hatte, dass die „sozio-ökonomischen Verhältnisse“ und das regenreiche Küstenklima keine Ferrari-Absatzzahlen wie im Süden erwarten ließen.
Nicht nur in Maranello lachten sie sich tot.
Auch der junge Flugzeug-Leasing-Verkäufer Thamsen amüsierte sich, richtete im völligen Niemandsland Stuhr bei Bremen einen Glaspalast in Schnellbauweise her und verkaufte fortan die italienischen Supersportwagen, die zuvor nur Kaffemagnat Klaus Jacobs mit Züricher Kennzeichen in Bremen bewegt hatte, „wie Fischbrötchen“ - Moin, moin!
Hanseatische Kaufleute sagen von sich selbst, der Unterschied in den Geschäftsgepflogenheiten liege darin, dass Kaufleute grundsätzlich ihre Großmutter verkaufen würden, die Hanseaten aber auch lieferten.
Ich befand mich also gerade in dieser honorigen Gesellschaft, als Thomas Rufnummer auf meinem Handy aufleuchtete.
„Jonas, wenn Du grad‘ da bist, musst Du Günther Bormann besuchen. Schöne Grüße an Muddi!“
Nun gut, gepflegter Konversation mit der Gattin des Konsuls von Peru über Golf und Bridge ziehe ich immer noch einen ganzen Samstagnachmittag mit dem „Abschleppkönig Günther Bormann“, Ferrari Sammler und seit Jahrzehnten enger Freund der Scuderia GT, vor!
Auch Günther und Thomas können sich nicht mehr erinnern, wann und an welcher Rennstrecke sie sich kennengelernt haben.
Vermutlich Mugello, „… wo du die lange Zielgeraden hast mit der kleinen Anhöhe bevor es in die Rechts geht, sodass du da nichts siehst, da dreht er in den Begrenzer, also so 305 km/h …“.
Entgegen der Darstellung im ARD-Feature „Der Abschleppkönig“ ( auf YouTube https://youtu.be/o4H-JM-SdTQ ) ist Günther Bormann ein Herz von einem echten Freund.
Vielmehr, als das Geschäft mit den verunfallten LKW, das er 1969 von seinem Vater übernahm, und das er von einer Holzbude mit Borgward-Abschleppwagen zum Top-Dienstleister aufbaute, interessieren ihn und „Muddi“ die echte menschliche Hilfe für die gestrandeten LKW- und Autofahrer.
Unzählige rührende Geschichten wissen sie inzwischen zu erzählen, von Fahrern die Günther und seiner Gattin ewig dankbar sind, dass „Muddi“ für sie gekocht hat, während Günther für ein Nachtquartier sorgte und oft schon am nächsten Morgen das wieder fahrbereite Vehikel aus der Halle ziehen konnte.
Die Sorge um materielle Dinge ist zumeist überwunden bei einem, der allein vier Ferrari besitzt, Juwelen einer Sammlung von Automobilen und Nutzfahrzeugen, die von Borgward, Günthers Lehrjahre, über ‚Frogeye-Sprite‘ bis zu Mercedes, im ehemaligen Borgward-Werk heute sein Nachbar, reicht.
Die berühmten spektakulären Bormann-Abschlepp-LKW wollte Mercedes bereits im Werksmuseum haben, bot dafür die kostenlose Lieferung von Neufahrzeugen an.
Günther lehnte ab: gegenüber seinen von Falk in Dänemark mit maßgeschneiderten Aufbauten versehenen, inzwischen über 25 Jahre alten Daimler sind die neuen Generationen schlicht zu leicht !
So fährt der Chef mit seinen jugendlichen 75 Lenzen die schweren 31-Tonner Brummer nach jedem Einsatz in die riesigen Hallen, wo er den - zugegeben hochempfindlichen - Individuallack penibel auf Steinschläge und andere Verletzungen untersucht.
Eine etwas schmalere Halle hat sich Günther Bormann als sein exklusives Ferrari-Reich eingerichtet.
Hier schraubt und poliert der Chef tatsächlich an all seinen springenden Pferdchen ausschließlich selbst.
Perfekt, nicht nur die Fahrzeuge, auch dieser Rückzugsbereich für einen, auf den die Scuderia GT stolz ist, ihn zu ihren langjährigen echten Freunden zählen zu dürfen.
„Alles Gute Günther, seeg man to*“
* Plattdeutsch für ‚Mach‘s man gut/Alles Gute“